Konflikt als Chance: 5 Gründe, einem Streit nicht aus dem Weg zu gehen

Was ist ein Konflikt mit deinem Hund? Zunächst einmal eine Meinungsverschiedenheit. Ich sag „Sitz“, mein Hund: „Mach doch selber!“. Man muss wahrhaftig nicht wegen jeder Meinungsverschiedenheit ein Fass aufmachen, nur wenn du merkst, dass es an manchen Stellen immer wieder hakt, macht es Sinn, sich die Beziehung und den Konflikt mal genauer anzuschauen und anzugehen. Hier möchte ich dir zeigen, welche Vorteile es haben kann, sich Konflikten zu stellen:

? Du lernst deinen Hund noch besser kennen. Du lernst, was ihm wichtig ist.

? Du lernst auch dich besser kennen, was ist dir wichtig, wo bist du großzügig.

? Du kannst dich weiterentwickeln. Einen Konflikt konstruktiv zu lösen, sich kompetent zu fühlen, stärkt das Selbstbewusstsein.

? Damit sich eine Beziehung entwickeln kann, muss sie Konflikte durchleben und überstehen. Ohne Konflikte bleibt die Beziehung oberflächlich. Es geht darum, sich mit dem anderen auseinandersetzen. Anzunehmen, dass dein Hund sich anders verhalten darf, als es in seiner Rassebezeichnung steht, oder du es dir gewünscht hast. Jeder ausdiskutierte Konflikt stärkt eure Beziehung, macht zufrieden und gibt Sicherheit. Ihr entwickelt so den Rahmen für ein gutes Zusammenleben.

? Der Konflikt ist eine Chance, Probleme aus der Welt zu schaffen und vermeidet letzten Endes auch Eskalationen, gleich auf welcher Seite, weil ihr konstruktiv damit umgeht, statt es unter der Oberfläche brodeln zu lassen.

Ob ein Konflikt positive oder negative Folgen mit sich bringt, hat viel damit zu tun, wie du mit ihm umgehst. Der Konflikt selber ist erstmal neutral, er sagt nur aus, dass ihr unterschiedliche Sichtweisen habt. Diskutiere wohlwollend und entspannt mit deinem Hund, sieh ihn als Chance für euch, dann kannst du nur gewinnen!

Was sind denn nun die typischen Konflikte? Habe ich ein Beziehungsproblem?

Konflikte mit dem Hund gehören zum Alltag. Oft sind sie so klein, dass wir sie kaum wahrnehmen. Typische Konflikte, die ich mit meinen Hunden habe, sind zum Beispiel, dass sie der Meinung sind, ich müsste mich beeilen, um ihnen Futter zu geben, oder sie haben es besonders eilig, irgendwo hin zu kommen. Der eine ist „berufsbedingt“ ein Kontrolletti, der andere fragt manchmal, ob er nun wirklich sofort zurückkommen muss, wo da doch gerade ein Fasan über den Acker stolziert.

Solange ihr im Alltag gut miteinander klar kommt und oben beschriebene Situationen eher Ausnahmen darstellen, habt ihr wahrscheinlich kein Problem. Keiner ist perfekt, und ein wenig Reibung schadet der Beziehung nicht, im Gegenteil: es ist doch schön, wenn ein Hund mitdenkt und ab und zu mal etwas hinterfragt. Wichtig ist, dass solche Rückfragen direkt geklärt werden. Im Anschluss überprüfe ich gerne direkt mit ein paar Wiederholungen, ob das Besprochene wirklich angekommen ist.

Schwieriger wird es, wenn ihr das Gefühlt habt, dass euer Hund euch generell nicht ernst nimmt, dass er so gut wie alles, was er tut, zu seinen Bedingungen tut. Der Klassiker: Ein Signal wird nur ausgeführt, wenn eine tolle Belohnung winkt, ansonsten seid ihr abgeschrieben. Oder euer Hund löst eigenständig Signale auf, beginnt und beendet eigenständig den Kontakt mit euch, hält sich nicht an grundsätzliche Regeln, die ihr mal miteinander besprochen habt. Hier lohnt es sich schon, genau hinzuschauen. Jedes größere Problem hat mal klein angefangen, und es muss auch im Kleinen geklärt werden, bevor ich mich an die großen Brocken mache.

Und was ist mit Leckerlies und Spielsachen?

Zum Erlernen von Signalen zum Beispiel, sind Leckerlies eine super Sache. Und natürlich sollen Hunde für erwünschtes Verhalten belohnt werden. Das geht auch mit einem Lieblingsspielzeug, warum auch nicht?! Wenn es aber um Beziehung geht, darum, seinen Menschen ernstzunehmen, nicht in ihn reinzubeißen, ihn nicht anzuspringen oder zu berammeln, ihn in Ruhe zu lassen, wenn er Menschendinge erledigt, zu tun, was er sagt, ihn trotz Gewichtsvorteil nicht einfach durch die Weltgeschichte zu zerren, dann können Leckerlies nicht die Lösung sein.

Ich möchte für Grundsätzliches im Zusammenleben keine Annehmlichkeiten, Materielles oder eine Gegenleistung bereithalten. Ich biete meinem Hund soziales Miteinander, das höchste Gut, das kein Fleischwurstring der Welt ersetzen kann. Vertrauen, Sicherheit, Versorgung, Wärme. Gemeinsame Erlebnisse, Freundschaft, all das kann mein Hund haben. Im Gegenzug erwarte ich, dass er meine wenigen Grenzen und Regeln anerkennt und ich nicht sein Angestellter oder Animateur bin. Wenn es um wirklich Wichtiges geht, was Hunde alles nicht tun sollen – abhauen, jagen, vor Autos rennen, etc. – dann möchte komischerweise jeder, dass sein Hund hört. Dass man die Spielregeln des Zusammenlebens erklären muss, bevor man das verlangt, haben viele nicht auf dem Schirm. Jeder will einen gut erzogenen Hund, aber den – manchmal steinigen – Weg dorthin, den möchten viele nicht gehen.

Seid fair und klar, macht es euren Hunde einfach, sich an Regeln zu halten, dann können sie das auch!