Mit diesem Beitrag möchte ich dir dabei helfen eine Entscheidung zu treffen, ob eine Hundeschule mit Schwerpunkt „Soziales Miteinander“ für dich und deinen Hund geeignet ist.
Wenn es um diese Frage geht, hat vermutlich jeder von uns hat ein anderes Bild im Kopf. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass das Bild oft gar nicht so konkret ist. „Der soll halt hören“, sagen viele. Was bedeutet das? „Der soll einfach diesunddas lassen.“ Ok, und was soll er dann? Natürlich hat jeder Mensch andere Ansprüche an seinen Hund, und auch der Alltag stellt jeden vor unterschiedliche Herausforderungen. Die Erziehung eines Hundes in der Großstadt z.B. unterscheidet sich in manchen Punkten von der eines Hundes auf dem Land.
Dennoch gibt es einige Dinge, die für alle Hunde wichtig sind – eine grundlegende Basis, die es meiner Ansicht nach für ein gutes Miteinander braucht. Und um die wird es gleich gehen.
Aber zuerst möchte ich erzählen, was mich dazu gebracht hat, diesen Beitrag zu schreiben. Einmal habe ich bei Gesprächen festgestellt, dass für gar nicht mal so wenige „gut erzogen“ bedeutet, dass ein Hund Dinge schön macht, z.B. bei Fuß gehen mit Blickkontakt, sich setzen, sobald der Mensch stehenbleibt, oder nach dem Rückruf kerzengerade vorsitzen. Zum anderen kommt es vereinzelt vor, dass Menschen Hunde als unerzogen wahrnehmen, die in meinen Augen extrem gut erzogen sind, und ich mich gefragt habe, woran das liegen könnte. Die Erkenntnis war, dass offensichtliche Fähigkeiten, wie z.B. hübsch bei Fuß gehen, sofort ins Auge springen, während vieles, was zum Beispiel mir bei meinen eigenen Hunden wichtig ist, viel Unsichtbares ist. Unsichtbar für Menschen, die vielleicht nur kurze Sequenzen zu sehen bekommen oder das Unsichtbare nicht wahrnehmen (können). Somit ist es gut möglich, sogar wahrscheinlich, dass auch meine Hunde auch mal als nicht besonders gut erzogen wahrgenommen werden. Natürlich verhalten sie sich auch hin und wieder mal unerwünscht, haben gute und weniger gute Tage. Aber im großen und ganzen liegt es daran, dass ich auf das, was beeindruckend aussieht, überhaupt keinen Wert lege, es sei denn, es ist für unser Miteinander erforderlich. Hierin unterscheide ich mich bestimmt von manch anderen Hundemenschen, deren Hunde bei der Arbeit (auf dem Hundeplatz) echte Vorzeigemodelle sind. Wie diese Hunde im Alltag „funktionieren“, bleibt bei diesen Hunden wiederum unsichtbar, während ihr meine fast immer im Alltag erlebt. Mit allen Ecken und Kanten. Dafür habe ich mich frei entschieden und könnte meinen Hunden auch all die schönen Dinge beibringen, wenn ich es wollte. Worauf ich hinaus will ist, dass diese schönen Dinge mit Erziehung eigentlich nichts zu tun haben, sondern das Produkt von Training und Fleiß sind. Etwas, was so gut und genau beigebracht wurde, dass das Ergebnis schön ist. Es kann sein, dass das Schöne das Sahnehäubchen auf einem extrem gut erzogenen Hund ist. Möglich ist aber auch, dass auf das Schöne mehr Wert gelegt wurde als auf Alltagstauglichkeit, und diese Hunde zwar gut aussehen, aber eben nur unter bestimmten Rahmenbedingungen, auf dem Hundeplatz, mit Motivationshilfen, wenn das Wetter schön ist, usw. Deshalb macht es meiner Ansicht nach Sinn, das eigene Bild von „gut erzogen“ einmal zu reflektieren. Einmal, um entscheiden zu können, was für einen selbst wichtig ist. Zweitens, um mit Wertungen – „dein Hund ist nicht erzogen“ – künftig vorsichtiger zu sein und seine Wahrnehmung zu erweitern.
Kommen wir nun zu meinen unverzichtbaren Basics:
Egal, was du mit deinem Hund lernen möchtest: eure Beziehung ist ausschlaggebend. Eine gesunde, vertrauensvolle Beziehung ist die Grundlage alles weiteren. Dein Hund sollte sich in deiner Nähe wohl und sicher fühlen. Nur dann wird er gern mit dir zusammenarbeiten, deine Entscheidungen akzeptieren, Führung annehmen. Hierfür ist es notwendig, Hundeverhalten lesen, verstehen und beeinflussen zu lernen.
Folglich ist Führung der zweite wichtige Aspekt. Klingt nach Alpha-Gehabe? Auch wenn aus einer trainingsmethodischen (ideologischen) Ecke immer wieder so argumentiert wird: sicher nicht! Du bist als Hundemensch in der Position des Reiseleiters. Du hast die Verantwortung dafür, deinen Hund souverän durch die Welt zu führen, ihn vor Gefahren zu beschützen und von schlechten Entscheidungen abzuhalten. Damit dein Hund dich als Entscheidungsträger wahrnimmt und respektiert, ist es wichtig, ihn in seinen arteigenen Bedürfnissen und hündischem Verhalten zu verstehen. So kannst du ihn auf eine Art führen, die er versteht und dankend annimmt.
Ein gut erzogener Hund hat die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren und zeigt sich kooperativ. Das heißt, er kann warten, sich beherrschen und abschalten. Er stürmt nicht ungebremst überall hin, sondern wartet auf die Erlaubnis seines Menschen. Er zerrt seinen Menschen nicht aus der Haustür raus, und springt nicht schreiend in die Leine, wenn Mensch mal irgendwo herumsteht und nichts tut. Aus Gewohnheit weiß er, wann er eine Ruhezeit hat. Er lässt sich außerdem zu jeder Zeit von dir anfassen und untersuchen, bürsten, usw. Das heißt, auch wenn er gerade eigentlich etwas besseres vor hat oder aufgeregt ist.
Ein gut erzogener Hund ist aufmerksam und ansprechbar – das heißt nicht, dass er permanent am Rockzipfel seines Menschen hängt und ihm jeden Wunsch von den Augen abliest, sondern dass er mit dem Kopf beim Menschen ist. Er hält er den Kontakt, indem er immer mal wieder Blickkontakt aufnimmt, weiß, wo der Mensch sich aufhält, sich dem Tempo anpasst und sich an ihm orientiert. Wenn er seinen Halter kurzzeitig vergisst, ist er dennoch ansprechbar. Anders gesagt: Du kannst deinen Hund jederzeit lenken und hast – wenn nötig – Einfluss auf ihn. Und wenn (mal) nicht, hältst du ihn an der Leine.
Dafür, und auch, weil es immer mehr Orte gibt, an denen Hunde angeleint werden müssen, ist eine gute Leinenführung wichtig. Ein gut erzogener Hund geht aufmerksam an lockerer Leine und achtet von sich aus darauf, dass die Leine sich nicht spannt. Dabei darf er natürlich nach vorne, links und rechts schauen, damit er nirgendwo gegen läuft. Um sich am Menschen zu orientieren, solltet ihr miteinander in Kontakt kommen können, das bedeutet, dass du weißt, wie du es schaffst, dass dein Hund dir zuhört.
Ein gut erzogener Hund lässt sich aus jeder erdenklichen Situation zurückrufen. Sofort, beim ersten Signal. Ohne Diskussionen wie umschauen, nochmal markieren oder schnuppern. Ohne Knistertüte.
Ein gut erzogener Hund lässt sich Dinge verbieten wie auch erlauben. Hier sind neben der Fähigkeit, seinen Hund zu lesen und einzuschätzen, vor allem Wohlwollen und Fairness elementare Punkte. Auch das müssen die meisten Menschen erst lernen, weil es unheimlich schwierig ist, den individuell passenden Bereich zwischen Reiseleiter und bester Kumpel einzunehmen.
Auch wenn nicht jeder es braucht, gehört für mich mindestens ein raumzuweisendes Signal wie Sitz, Decke oder Platz ins Repertoire, weil so gut wie jeder mal in die Situation kommt, seinen Hund zumindest kurz sicher irgendwo lassen zu wollen.
Sich mit all diesen Themen zu beschäftigen, zu lernen und zu trainieren – mit allen Höhen und Tiefen – setzt viel Interesse, Zeit und Engagement voraus und geschieht weder über Nacht noch innerhalb weniger Wochen. Allerdings lohnt es sich, wenn du mit deinem Hund noch viele glückliche gemeinsame Jahre verbringen möchtest.
Was du bei uns bekommen kannst: Einen „unsichtbar“ gut erzogenen Hund oder einen sichtbar erzogenen Hund, den mit Sahnehäubchen. Was du bei uns eher nicht bekommen wirst: einen Hund, der die schönen Dinge kann, aber nicht alltagstauglich ist. Denn das macht für uns einfach keinen Sinn.