Bullshit Bingo: „Du musst dich für den Hund interessant machen!“

Samstag, Junghundegruppe. Immer mal wieder sind – und das ist erstmal ganz normal – auch Hunde dabei, die sich gerade null für ihre Leute interessieren. Ihre Leute haben den o.g. Satz schon häufiger gehört oder gelesen, und weil es nicht geklappt hat mit dem Sich-Interessantmachen, haben sie Unterstützung gesucht. Oft wird als Lösung propagiert, den Hund auf Futter oder ein Spielzeug „heiß“ zu machen, um interessanter zu sein als seine Umgebung. Das Ergebnis sehe ich täglich draußen: Menschen, die verzweifelt versuchen, ihre angespannten Hunde durch schwierige Situationen, z.B. Begegnungen mit Artgenossen, mit Futter vor der Nase zu navigieren.

Meine Meinung dazu kennt ihr: Mensch und Hund sind Sozialpartner. Ich möchte, dass mein Hund sich an mir orientiert und kooperiert, weil er mich als jemanden anerkennt, dem er gerne folgt. Ich möchte nicht abhängig sein von irgendwelchen Dingen in meiner Tasche, Bestechungen vorhalten, locken. Vor jedem Spaziergang, Training, wenn Besuch kommt kiloweise Wurst und Käse schnippeln, damit mein Hund mich nicht bis auf die Knochen blamiert.

Hunde sind nicht so einfach, wie wir glauben. Sie tun nicht alles für ein schnödes Stück Wurst und vergessen darüber alles, was ihnen wichtig ist. Klar, sie tun es, wenn sie gerade Lust dazu haben, aber wenn es um etwas geht, eher selten. Hunde kommunizieren mit uns Menschen, weil sie an Kontakt interessiert sind, nicht weil sie „bezahlt“ werden möchten.

Was passiert aber mit unserer Beziehung, wenn unsere einzige Art der Kommunikation das Angebot von Futter oder Spielzeug ist? Wenn der Mensch andere Wege mit seinem Hund in Kontakt zu treten nicht kennt, und sich somit nicht verständlich machen kann? Bei sozialen Rückfragen wie zum Beispiel dem Ignorieren von Signalen im tagtäglichen Umgang panisch in der Leckerlietasche nach Lösungen kramt, anstatt zu vermitteln: „Hör mir zu!“.

Im schlimmsten Fall wird der Hund sich von euch abwenden, weil er eure Sprache nicht versteht, ihm keiner die Regeln erklärt. Er wird einfach machen, was er für richtig hält. Und das kann man ihm nicht mal verübeln.