Umgang mit Konflikten – Mensch vs. Hund

Mittwoch, 10:45 Uhr in Deutschland. Ich stehe mit einer Kundin und ihrem Hund an ihrem Auto auf einem ruhigen Wanderparkplatz. Der Hund ist angeleint, wir unterhalten uns. Es ist ein kleiner, lockiger, niedlicher Hund, dem man auf den ersten Blick wahrscheinlich nicht unterstellt, dass er in Beschädigungsabsicht beißt.

Ein Auto fährt auf den Parkplatz und hält. Noch bevor wir jemanden sehen, hören wir eine Stimme: „Da kommt jetzt ein großer, schwarzer Hund, der tut aber nichts“. Gleichzeitig öffnet sich der Kofferraum und jener Hund kommt fixierend angeschossen. Intuitiv handelnd gehe ich in den Raum zwischen mein Team und den Hund, nehme Blickkontakt auf und sage „Verpiss Dich“. Normalerweise sage ich „Ab“. Heute war es spontan anders. Wahrscheinlich, weil mir das mit diesem Hund nicht zum ersten Mal passiert und ich entsprechend vorbelastet bin. Der Hund akzeptiert, geht schüffeln und markieren. Zwischen dem Hund und mir ist das das Ende der Geschichte und wir sind fein damit. Ich mache sowas täglich und für ihn ist es kein großes Ding, weggeschickt zu werden. Für ihn!

Jetzt – wo eigentlich alles gelaufen ist, tritt Frauchen auf den Plan. Nicht mit einer Entschuldigung oder indem sie sich kümmert. Sie wirft mir vor, dass ich unhöflich sei. Ja, brennt es denn? Ich habe mit meinem Handeln womöglich eine Keilerei verhindert und nebenbei meinen Job gemacht, meine Kundin unterstützt.

„Die einzige, die sich unhöflich verhält, sind doch sie,“ sage ich. Ihre Antwort: Sie wisse, dass sie nicht im Recht sei, aber ich sei unhöflich. Meine Kundin und ich fassen es nicht. Rücksichtnahme, Kritikfähigkeit, Empathie – Fehlanzeige. Es gäbe 100 Dinge, über die sie sich Gedanken machen könnte, zum Beispiel darüber, dass ihr Hund in Hundebegegnungen bei weitem nicht so entspannt ist wie sie (denkt), dass man nicht einfach Menschen vor vollendete Tatsachen stellt (jetzt kommt mein großer, schwarzer Hund zu ihnen), usw. Das einzige, was sie wahrnimmt, ist ein der Situation geschuldetes „Verpiss Dich“, für das sie eigentlich dankbar sein könnte.

Wenn wir nur halb so konstruktiv mit Konflikten umgehen könnten wie unsere Hunde… die Welt wäre eine bessere.